DAS WOHNHAUS VON HENRYK KOLBERG - KOŁOBRZEG

 

Das repräsentative, fünfstöckige Wohnhaus gegenüber des Eingangstors zum Ujazdowski-Park, wurde von 1911 bis 1913 nach den Plänen von Stanisław Grochowicz für Henryk Wilhelm Kolberg erbaut. Es ist im frühmodernistischen Stil gehalten, doch seine Dekorationselemente (u.a. Flachreliefs von Greifen, Allegorien der vier Jahreszeiten und ägyptische Sphinxe unter Erkern) sind neoklassizistisch. Charakteristisch für das Gebäude ist die zweigeschossige Loggia, die von einer geräumigen Terrasse im dritten Stock gekrönt wird. Das erste Stockwerk des Hauses beherbergte einst das Appartement seines Besitzers, die weiteren Etagen wurden dagegen vermietet. Das Wohnhaus wurde mit vollem Elan ausgearbeitet. Es war mit Elektro- und Gasinstallation, Zentralheizung und Fahrstuhl ausgestattet. Die üppige Inneneinrichtung war in unterschiedlichen historischen Stilen gehalten: von Neorenaissance über Empire-Stil bis Neo-Rokoko. Die Balkon- und Terrassenbalustraden waren mit Blattgold belegt. 

Der Besitzer des Wohnhauses war Henryk Wilhelm Edward Kolberg (1861-1935), Bergbau-Ingenieur und lebhafter Unternehmer, welcher es als einziger der Kolberg-Familie zu einem beachtlichen Vermögen brachte. Er war Miteigentümer eines Bergwerks im Donezbecken und nach seinem Umzug nach Warschau gründete er ein dynamisches Unternehmen in der Optik-Branche: die Fabrik für optische und Präzisionsapparate, „H. Kolberg i Ska”, die später in die Polnischen Optik-Werke AG überführt wurde. Zur Zeit der Finanzkrise der 1930er Jahre war Henryk Kolberg gezwungen, das Wohnhaus zu verkaufen. Auf diese Weise gelangte das Haus – zu einem erheblich niedrigeren Preis – in den Besitz der Familie Kraushar.
 

Das Gebäude überdauerte den Zweiten Weltkrieg, z. T. blieben sogar Originalelemente der Innendekoration erhalten: Stuck, weiße Marmorkamine mit Kristallspiegeln aus Paris, eine Treppe aus rosafarbenem ungarischen Marmor und seltene, prachtvoll getischlerte Türen aus Birnenholz. Die Fassade des Wohnhauses ist heute teilweise restauriert.