Alois Friedrich von Brühl

 

(1739-1793), Starost von Warschau, General der Artillerie.
Er wurde am 21. Juni 1739 in Dresden als ältester Sohn von Heinrich Brühl (Minister von August III.) und Maria Anna Kolowrath geboren. Als Kind erfuhr er eine solide Ausbildung und erlernte die polnische Sprache. Im Alter von elf Jahren wurde er 1750 zum Starosten von Warschau ernannt. Sieben Jahre später siedelte er nach Polen über. Er übernahm das gepanzerte Reiterregiment und kämpfte im Siebenjährigen Krieg. 1760 heiratete er gemäß dem Willen des Vaters Marianna Klementyna Potocka und nahm in einer Residenz in Młociny bei Warschau seinen Wohnsitz. 1763 wurde er General der Kronartillerie. Auf diesem Posten bewährte sich Alois Brühl hervorragend, indem er sich um die Ausbildung und Organisation der Formation kümmerte. Auch als Starost machte er sich als geschickter Organisator einen Namen. Er führte u. a. die Parzellierung von Grundstücken zur Pacht durch, so dass viele Stadtteile ausgebaut und neue Straßen angelegt werden konnten. Die deutsche Herkunft, die Verbindung mit der sächsischen Dynastie und familiäre Verbindungen erleichterten ihm die politische Arbeit nicht, weswegen er sich ungern damit befasste. Während der Konföderation von Bar – eine Verschwörung zur Abwehr auswärtiger Einflüsse – war er gezwungen, nach Dresden zu flüchten, kehrte aber nach der Niederlage der Konföderierten nach Warschau zurück. Von da an konzentrierte er sich auf seine Aufgaben als Artilleriegeneral (u. a. gründete er 1776 eine Artillerieschule). Ihm ist es zu verdanken, dass die Organisation und Ausbildung der königlichen Artillerie europäisches Niveau erreichte. Er war Mitglied der Freimaurer und stand ab 1766 an der Spitze der Logge „Der tugendhafte Sarmate”. 1780 wurde er vom Sejm zum Mitglied des Ständigen Rates gewählt. Sein Erfolg in der Politik ging nicht einher mit privatem Glück. Innerhalb von zwei Jahren starben sein Sohn und seine zweite Frau, Marianna Potocka. Er erlitt einen Zusammenbruch und erkrankte. Schrittweise zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück, verkaufte die Starostei Warschau und das Generalsamt. Er kehrte nach Sachsen zurück, wo er sich mit seiner dritten Ehefrau Józefa Schaafgotsch niederließ. Bis zu seinem Tod am 27. Januar 1793 war er eng mit Polen verbunden.

[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny von Antoni Hniłko]