Christoph Julius Heinrich Kolberg

 

(1776-1831), Kartograph, Geodät, Professor der Vermessungskunde und Geodäsie der Universität Warschau, Übersetzer.
Er wurde als Sohn eines Gerichtsrats in Woldegk in Mecklenburg geboren, die Familie stammte wahrscheinlich aus Schweden. Er studierte an der Berliner Bauakademie, anschließend arbeitete er als topographischer Ingenieur in Ostpreußen. Nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon 1806 wechselte er in den Dienst des Herzogtums Warschau als Kammer-Zollinspektor im damaligen Warschauer Vorort Solec. Zwei Jahre später wurde er Messinspektor bei der Regierungskommission für Inneres und Polizei und erarbeitete eine große Karte des Herzogtums Warschau. 1810 erhielt er das Eichmeisterpatent. Er schied aus dem Staatsdienst aus und wurde Leiter einiger Betriebe, die dem Warschauer Bankier Samuel Antoni Fraenkel gehörten. 1817 wurde er Professor der neugegründeten Universität Warschau. Für die Entdeckung des Planimeters wurde er zum Doktor der Philosophie und Magister der Bildenden Künste ernannt. Ab 1820 arbeitete er als Lehrer für Vermessungskunde an der Höheren Forstschule und ab 1828 im Agronomischen Institut in Marymont bei Warschau. Er war Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften und des Baurates bei der Kommission für Inneres. Mit seinen Arbeiten, die sein Sohn Wilhelm herausgab (u. a. Atlas des Königreichs Polens), machte er sich um die Entwicklung der polnischen Kartographie verdient. Er interessierte sich sehr für polnische sowie deutsche Literatur und Poesie und übersetzte Gedichte Franciszek Karpińskis und Kazimierz Brodzińskis ins Deutsche. Er war Freimaurer und Mitglied der Warschauer Loge „Zur Halle der Beständigkeit”. Seine Ehefrau Karolina Fryderyka Henrietta Mercoeur erzog die sechs Kinder nach polnischer Tradition. Drei Söhne machten sich um die polnische Kultur verdient: der bereits erwähnte Wilhelm Karol Adolf (1807-1877) war Ingenieur und Herausgeber, Henryk Oskar (1814-1890) wurde als Ethnograph und Sammler von Volksliedern bekannt, Antoni Karol (1815-1892) war Maler. Christoph Kolberg wurde in den Adelsstand erhoben. Er verstarb an einem Lungenleiden am 6. September 1831 in Warschau. In Polen hat er 33 Jahren seines Lebens verbracht.

[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny von Zofia Traczewska-Białkowska]