Helena Bursche
(1886-1975) – Pädagogin und langjährige Direktorin des Anna Wazówna-Mädchengymnasiums in Warschau.
Helena wurde am 14. September 1886 in Wiskitki (im heutigen Landkreis Żyrardów) geboren. Sie war die Tochter des evangelisch-augsburgischen Bischofs Juliusz Bursche und Amalia Helena, geb. Krusche. Beide Eltern, so wie auch sie selbst waren Protestanten. Nach Beendigung einer Privatschule studierte sie Fremdsprachen in der Schweiz. Sie erlangte die Berechtigung, Deutsch, Französisch und Englisch zu lehren – und nach ihrer Rückkehr nach Polen auch Russisch. Ab 1912 lehrte sie in Mittelschulen für Mädchen. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte sie dem Vorstand der Abstimmungs-Vereinigung der Protestanten des Masurischen Komitees an (es handelt sich dabei um eine Abstimmung in einigen Gebieten Ostpreußens, in der die einheimische Bevölkerung ihren Wunsch nach Zugehörigkeit zu Polen oder Deutschland zum Ausdruck brachte) und wohnte unter anderem einer Schulung für masurische Aktivisten vor der Volksabstimmung bei.
Sie war Mitbegründerin der Gesellschaft der polnischen evangelischen Jugend in Warschau. Von 1919 bis 1924 studierte sie an der philosophischen Fakultät der Warschauer Universität. Im Jahr 1925 organisierte und später leitete sie das Königin-Anna-Wazówna-Mädchengymnasium der evangelisch-augsburgischen Kirchengemeinde in der Kredytowa-Straße 2, das später in ein Gymnasium und eine Oberschule überführt wurde.
Zur Zeit der deutschen Besatzung unterrichtete Helena Bursche, angesichts der Notwendigkeit, die Schule zu schließen, heimlich mit einer Gruppe von Lehrerinnen 80 ehemalige Schülerinnen (insgesamt führte sie unter anderem 73 geheime Abiturprüfungen durch). Sie nahm sich auch sozialer Projekte an, organisierte unter anderem Sachspenden für 40 aus Zamojszczyzna umgesiedelte Kinder, ihre Schülerinnen kümmerten sich um Kinder aus der Kinderanstalt für Kriegsopfer. Während des Warschauer Aufstandes geriet sie in eine Gruppe aus Warschau Vertriebener und durchlief das Durchgangslager in Pruszków.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Direktorin des 6. Staatlichen Gymnasiums in Łódź, nach ihrer Rückkehr nach Warschau im Jahr 1947 reaktivierte sie gemeinsam mit Pfarrer Felix Gloeh das Anna-Wazówna-Mädchengymnasium der evangelisch-augsburgischen Kirchengemeinde, das nach der Zusammenführung mit einer Jungen-Oberschule als allgemeinbildende Mikołaj-Rej-Oberschule lief. Diese Schule leitete sie gemeinsam mit Pfarrer Felix Gloeh bis 1952. Sie engagierte sich in der evangelisch-augsburgischen Kirche. Sie wurde mit dem Ritterkreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet. Helena Bursche starb am 28. April 1975 in Dzięgielów und wurde auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof an der Warschauer Młynarska-Straße beerdigt.