Johann Gottlieb Langner
(1814-1877), Droschkenkutscher.
Er wurde im Dorf Gugelwicze bei Militsch (Milicz) an der Grenze zwischen Schlesien und Großpolen geboren. Sein Vater Christian Langner war Landwirt, betrieb den Hof jedoch glücklos und ging nach dem Tod der Mutter in Konkurs. 1832 siedelte der Sohn nach Warschau über, wo der ältere Bruder als Kellner im Dresdener Hotel in der Długa-Straße 40 (einst Tepper-Palais „Zu den vier Winden”, damals Besitz der Familie Dückert) arbeitete. Johann Gottlieb Langner wurde Kammerdiener in dem Hotel, sparte sein Gehalt und erwarb einige Wagen und Pferde. Als Fuhrdienstleister fand er Anstellung beim Bau der Zitadelle in Warschau. Er investierte in einer Droschke mit vier Pferden, aber das Geschäft brachte nicht den erwarteten Ertrag. Er versuchte es mit dem Transport von Militärs zwischen Petersburg und Warschau, hatte aber auch damit kein Glück. Er lieh sich Geld, erwarb einige Droschken und vermietete sie für längere Fahrten: nach Posen, Kiew, Petersburg, sogar nach Wien und Italien. Aus Italien brachte er Gegenstände aus Lava, die in Gold eingefasst waren, mit, die er in Warschau in gutes Geld umsetzten konnte. Er häufte ein größeres Vermögen an, erweiterte das Geschäft und kaufte weitere Droschken. Ein Brand im Pferdestall vernichtete jedoch einen Teil seines Besitzes. 1851 heiratete er Rozalia. Er pachtete eine Fuhrwerksherberge in der Bielańska-Straße, in der Nachbarschaft errichtete er eine Mühle und einige Mietshäuser. Später erwarb er die Herberge und baute sie zum Hotel de Paris um. Die Leitung des Hotelrestaurants übertrug er seinem Bruder Karol Langner. Johann Gottliebs Sohn war Eigentümer eines großen Gewürzgeschäftes, dem Enkel Edmund gehörten ein Weingeschäft und ein Restaurant in der Nowosenatorska-Straße 8 (heute Mollier-Straße). 1864 verfasste Jan Gottlieb Langner auf Deutsch Die Erinnerungen eines Warschauer Droschkenkutschers und gab sie auf eigene Kosten heraus. Er starb am 20. Dezember 1877 in Warschau und wurde auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof beigesetzt. Nach seinem Tod vernichtete die Familie fast die gesamte Auflage der Erinnerungen, weil sie sich ihrer niederen Abstammung schämte.
[Quellen: Eugeniusz Szulc, Cmentarz ewangelicko-augsburski w Warszawie. Zmarli i ich rodziny, Warszawa 1989; Tadeusz W. Świątek, Mokotów poprzez wieki, Warszawa 2007]