Karol Beyer

 

(1818-1877), Fotograf, Numismatiker und Sammler.
Er wurde am 10. Februar 1818 in Warschau geboren. Sein Vater Johann Gottlob Wilhelm Beyer (gest. 1819) stammte aus Preußen und war Direktor des Warschauer Lotterieamtes. Seine Mutter war die Malerin und gebürtige Stettinerin Henriette Minter (1782-1855), Schwerster von Karl Friedrich Minter (1780-1847). Nach dem Abschluss der Mittelschule arbeitete er in der Metallgussfabrik seines Onkels Karl Friedrich Minter. Er ging nach Paris und konnte dank der dort gesammelten Erfahrungen im Zamoyski-Palais in der Senatorska-Straße das erste Geschäft für Daguerreotypie (frühes fotografisches Verfahren) eröffnen. Später verlagerte er es in die Warecka-Straße 1359, dann in die Krakowskie-Przedmieście-Straße 389. Er befasste sich sehr vielseitig mit Fotografien: Er erstellte Porträts sowie fotographische Dokumentationen von Bildern und Gegenständen mit historischem oder sammlerischem Wert, zudem experimentierte er mit fotografischen Techniken. 1851 fotografierte er die Sonnenfinsternis und 1858 nahm er vom Turm der evangelisch-augsburgischen Kirche ein Panorama Warschaus auf. Er hinterließ zahlreiche Arbeiten mit großem dokumentarischem Wert, z. B. ein Album mit Ansichten Warschaus sowie eine Fotoreportage vom Bau der Kierbedzie-Weichselbrücke. Zudem erstellte er einen Bilderzyklus der fünf bei einer Kundgebung am 27. Februar 1861 Gefallenen. Beyer fotografierte Landschaften und Architektur der Städte Danzig, Marienburg, Dirschau (Tczew), Frauenburg (Frombork), Płock, Tschenstochau, Krakau, Ojcowa, Pieskowa Skała und Łódź. Er arbeitete mit der Redaktion des „Tygodnik Ilustrowany” (Illustrierte Wochenzeitung) zusammen, indem er Fotografien lieferte und eigene Texte über historische Bauwerke veröffentlichte. Er war politisch engagiert und gehörte der Städtischen Delegation an, die Anfang 1861 die Bürger bei Gesprächen mit den russischen Behörden repräsentierte. Für sein patriotisches Engagement wurde er 1861 in der Festung Modlin inhaftiert, nach einigen Monaten aber wieder entlassen. 1863 wurde er erneut festgenommen, im 10. Pavillon der Zitadelle festgehalten und nach Nowochopjorsk im Gouvernement Woronesh verbannt. 1865 kehrte er nach Warschau zurück. Geplagt von der zaristischen Überwachung, verarmte er und musste seine Sammlung und Immobilien verkaufen. Die letzten Lebensjahre widmete er sich der Numismatik und Archäologie. Er verfasste u. a. den Skorowidz monet polskich (Index der polnischen Münzen), ein Handbuch der heimischen Numismatik, und organisierte die polnische archäologische Ausstellung in Budapest 1876. Er starb am 8. November 1877 im Alter von 59 Jahren und ruht auf dem evangelisch-reformierten Friedhof.

[Quelle: Ausarbeitung von Danuta Jackiewicz und Jadwiga und Eugeniusz Szulc; Cmentarz Ewangelicko-Reformowany w Warszawie, Warszawa 1989]