Leopold Marcin Otto (de Otto, von Otto)

 

(1819-1882), evangelischer Pastor.
Er verwendete das Pseudonym “Dr. Marcin Mazur” und entstammte einer französischen Familie, sie sich zuerst in Sachsen und zu Zeiten August II. in Polen niedergelassen hatte. Sie erhielt das polnische Adelsindigenat und polonisierte sich schnell. Leopold Marcin Otto wurde am 2. November 1819 in Warschau geboren. Seine Eltern waren Jakub Otto, Hauptmann der Kavallerie und Teilnehmer des Kościuszko-Aufstandes 1794, sowie Tekla Költz. 1839 beendete er in Warschau das Gymnasium und studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Dorpat. Nach einem Jahr ging er nach Berlin. 1844 kehrte er nach Polen zurück und wurde Pastor der evangelischen Gemeinde in Warschau. Er entwickelte den Vorschlag, an allen Sonn- und Feiertagen Messen in polnische Sprache zu halten. Otto erweiterte sein gesellschaftliches und patriotisches Engagement. Vor dem Januaraufstand 1863/64 organisierte er in der Warschauer evangelischen Kirche patriotische Gottesdienste. 1861 wurde er festgenommen und in der Zitadelle inhaftiert. Er sollte in das Gouvernement Wologda (Russland) deportiert werden, dank den Bemühungen seiner Familie wurde er entlassen, jedoch ständig von der Polizei überwacht. Nach der Niederlage des Aufstandes verließ er Warschau und ging nach Teschen (Cieszyn) in Österreichisch-Schlesien, 1866 wurde er Pastor der dortigen evangelischen Kirche. Er erfreute sich großer Beliebtheit und Anerkennung. Er bemühte sich um die Stärkung der Verbindung zwischen protestantischen und katholischen Polen, was sich in seinen Schriften widerspiegelt. Im Protestantismus vertrat er eine orthodoxe und propolnische Linie, er bekämpfte liberale und prodeutsche Tendenzen. In Teschen entwickelte er eine großzügiges Bildungs- und Gesellschaftsengagement. 1875 kehrte er nach Warschau zurück, um erneut zweiter Pastor zu werden und sich auf die Bildungsarbeit zu konzentrieren, zudem verfasste er Schriften. Er verstarb am 22. September 1882 in Warschau. Seine Beisetzung auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof wurde zu einer patriotischen Kundgebung der Warschauer Protestanten. Er war dreimal verheiratet: mit Felicja Hildebrandt (zwei Töchter), mit Emilia Izabela Linde (zwei Söhne) und mit Helena Weychert (zwei Töchter und zwei Söhne). Sein Bruder Jan Franciszek, Unterleutnant der Artillerie (rakietnik), nahm am Novemberaufstand teil und verteidigte Warschau und die Festung Modlin bei Warschau.

[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny von Janusz Narzyński]