Henneberg
Die Familie stammt aus Preußen und siedelte Mitte des 18. Jahrhunderts nach Polen über. Stanisław Łoza verzeichnet in seinem polnischsprachigen Werk Polnische Familien ausländischer Herkunft in Warschau und Umgebung (Warschau 1932) als Ersten den in Berlin geborenen Johann Friedrich Henneberg (1768–1819). Er war Besitzer der Güter Strzyżew und Szczytno im Kreis Sochaczew. Sein Sohn war Karol August (1808–1864), Teilnehmer des Novemberaufstandes 1830/1831. 1857 gründeten Juliusz (1835–1907) und Wilhelm (1844–1917) Henneberg, die Söhne von Karol August, zusammen mit Michał Czajkowski, eine Tafelgeschirrfabrik in der Ceglana-Straße 7. 1862 wurde die Fabrik in die Wolska-Straße 17 verlegt und 1894 in die Kommanditgesellschaft „Gebrüder Henneberg – Tafelgeschirrfabrik“ umgewandelt. Die Firma besaß zahlreiche Geschäfte in Warschau, aber auch in Moskau, St. Petersburg, Tiflis und Irkutsk. Sie beschäftigte im Jahr 1938 160 Arbeiter und bestand bis 1944. Nach dem Krieg wurde sie verstaatlicht und mit der Firma von Józef Fraget zur Warschauer Tafelgeschirrfabrik HEFRA zusammengelegt. Heute ist sie eine Aktiengesellschaft.
Es gab in Warschau eine weitere Firma der Familie Henneberg: eine Molkerei in der Koszykowa-Straße, gegründet 1876 von Karol Jan Henneberg (1834–1906), einem Sohn von Karol August. Zu den größten Leistungen der Molkerei gehört die Einführung der industriellen Milchpulverproduktion für Säuglinge – Hennebergs Albuminose. Karol Jan Henneberg führte auch die Lieferung von Milch zu den Kunden nach Hause ein und belieferte bald das gesamte Warschauer Stadtgebiet. Außerdem eröffnete er ein Netz von Milchtrinkhallen, die sog. Hennebergschen Milchläden. Der jüngste Sohn Adolf Romuald (1874–1937) übernahm den Betrieb und verkaufte ihn 1909 an seinen Direktor Roman Rekiert und den Gutsbesitzer Henryk Koźmiński. Der jüngste Sohn von Adolf Romuald, Zdzisław Karol Henneberg (1911–1941), war Befehlshaber der berühmten Division 303, nahm an der Luftschlacht um England teil und fiel bei einem Kampfeinsatz über Frankreich. Der älteste Sohn von Adolf Romuald, der Agronom Wacław Adolf (1902–1964), starb in Warschau. Die Gebäude der Henneberg-Molkerei sind im Hinterhof des Hauses Koszykowa-Straße 25 erhalten geblieben. (TWŚ)
