Jan Dekert

 

(1738-1790), Präsident des Alten Warschaus.
Er stammte aus Bledzewo in Großpolen, wahrscheinlich aus einer polonisierten deutschen Familie. In seiner Jugend arbeitete er im Kleidergeschäft von Kazimierz Martynkowski. Er heiratete die Tochter des Lehrmeisters Róża und übernahm nach dessen Tod gemeinsam mit seinem Schwager das Geschäft. 1766 gründete er eine Gesellschaft von Wollmanufakturen. Zehn Jahre später pachtete er gemeinsam mit Piotr Blank und Jędrzej Rafałowicz das Tabakmonopol und anschließend – mit Rafałowicz – das Warschauer Theater. Ein beachtliches Vermögen brachten ihm Spekulationsgeschäfte mit dem Bankier Ziemann ein. Er kaufte umliegende Dörfer und Immobilien auf: die Orte Wielka und Mała Wola, Pękol, Grund in Pulkowo bei Powązki, ein Wohnhaus in der Świętojańska-Straße 19 sowie ein Palais und Vorwerk in Fawory. Er war Ältester der Kaufmannsbruderschaft und richtete sich an die Sejm-Sitzungen mit Postulaten der Städte. Als 1789 der Präsident des Magistrats von Alt Warschau Wojciech Lobert zurücktrat, wurde Jan Dekert am 23. Februar in das Amt gewählt. Unter Einfluss Hugo Kołłątajs und Stanisław Małachowskis setzte er sich für die Stärkung der Städte und des Bürgertum ein. Während des Großen Sejms kamen die Vertreter der königlichen Städte in Warschau zusammen, an der Spitze der Delegation (die „schwarze Prozession” genannt wurde”) stand Jan Dekert. Am 2. Dezember überreichte er dem König ein Memorandum mit Postulaten. Er wurde erneut und einstimmig zum Stadtpräsidenten gewählt, doch sein langjähriges politisches Engagement hatte dazu geführt, dass sein Vermögen verfiel. Er verstarb am 4. Oktober 1790.

[Quellen: Biogramm Polski Słownik Biograficzny von Włodzimierz Dzwonkowski; Marek Zybura, Niemcy w Polsce, Wrocław 2001]