Ludwik Henryk Spiess
(1820-1896), Pharmazeut, Industrieller.
Er wurde am 5. März 1820 in Warschau geboren. Sein Vater, der Pharmazeut Heinrich Gottlieb Spiess, stammte aus Stettin. Der Großvater, ein preussischer Beamter, zog etwa 1796 gemeinsam mit seiner Familie nach Warschau und arbeitete in der preußischen Kammer. Seine Mutter war Elżbieta Maria Spiess, geb. Marchand. Ludwik besuchte die Mittelschule in Warschau und anschließend pharmazeutische Kurse in Wien. Im Jahr 1844 eröffnete er dann in Warschau in der Senatorska-Straße 664/5 (heute Teatralny-Platz) ein Geschäft für Apothekenbedarf und Malerfarben. Ein Jahr später wurde Jan Rakoczy Teilhaber und das Unternehmen änderte seinen Namen in „Ludwik Spiess und Partner”. In dem Dorf Ruda Guzowska bei Żyrardów in Zentralpolen betrieben sie ein Apothekenlabor. Spiess verkaufte seine Anteile und errichtet im gleichen Ort die erste Fabrik für Düngemittel aus Tierknochen in Kongresspolen. Im Jahr 1860 kaufte er von Ludwik Hirschmann und Jan Kijewski eine Fabrik für chemische Erzeugnisse in Tarchomin bei Warschau und verlegte sein Unternehmen aus Ruda Guzowska dorthin. Spiess exportierte seine Waren nach Deutschland, Schweden und Russland und stellte sie auf zahlreichen internationalen Ausstellungen vor, wo sie allgemeine Beachtung fanden. Er gründete Apotheken in ganz Kongresspolen. Im Jahr 1875 übertrug er die Leitung der Apotheken seinem Sohn Stefan Spiess, der Vater konzentrierte sich auf die Fabrik in Tarchomin. Ludwik Spiess engagierte sich in der evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Warschau. 1861 wurde er Mitglied des Kirchenkollegiums und 1865–1872 war er Leiter des evangelischen Krankenhauses. 1869 trat Spiess in den Vorstand für die Armenküchen der Warschauer Wohltätigen Gesellschaft ein, deren Arbeit er aus eigenen finanziellen Mitteln unterstütze. Spiess war einer der Gründer und Vorsitzender der Darlehenskasse der Warschauer Unternehmer. Mit seiner Ehefrau Anastazja Dursa hatte er zwei Söhne und eine Tochter. Er starb am 5. September 1896 und wurde auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof beigesetzt.
[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny]