Kolberg (Colberg)

 

 

Die Kolbergs stammen aus Mecklenburg. Der Ahnherr der Familie in Polen war der Deutsche Christoph Julius Heinrich Kolberg (1776–1831) aus der Ortschaft Woldegk in Mecklenburg. An die Weichsel gelangte er als Vermessungsingenieur, er vermaß die durch Preußen annektierten polnischen Gebiete. Nach der Niederlage Preußens im Jahr 1806 ging er in den Dienst des Herzogtums Warschau. Er erarbeitete damals eine große Karte des Herzogtums. Im Jahr 1819 wurde er zum Professor für Vermessungskunde und Topographie an der neu gegründeten Königlichen Universität Warschau berufen. Er war ein Mann vieler Talente und Leidenschaften: neben den Naturwissenschaften interessierte er sich für Literatur und Poesie, übersetzte Gedichte polnischer Poeten ins Deutsche und verfasste sogar Hymnen und Kantate. Er war Protestant, Freimaurer und Mitglied der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften. 1829 erhielt er für seine Leistungen den Adelstitel mit dem Wappen „Kołobrzeg“. Julius’ Frau, Caroline Friederike Henriette Mercoeur (1788–1872), war deutsch-französischer Abstammung. Sie hatten sechs Kinder, darunter drei Söhne, die sich in die polnische Kulturgeschichte eingeschrieben haben: Wilhelm, Oskar und Anton.

Wilhelm Karl Adolf (1807-1877) war Ingenieur, er nahm sich der Kommunikation und Kartografie sowie – hobbymäßig – der Architektur und Geschichte Warschaus an und kämpfte im Novemberaufstand mit. Er beteiligte sich am Bau des Lubelski-Traktes (eine Landstraße zwischen Warschau und Lublin) von Ryki bis Kurów, war Mitglied im Baukomitee des Augustów-Kanals und arbeitete in der Geschäftsführung zum Bau der Warschau-Wien-Eisenbahn sowie zur Kommunikation des Königreichs Polen. Darüber hinaus galt er als Experte in der Regulierung der Flüsse Bug, San und Weichsel. Er erstellte Pläne der Weichsel, die große Landkarte des Königreichs Polen und eine Karte der Warschau-Wien- sowie der Krakauer Eisenbahn mit Umgebungen, wofür er von Zar Nikolaus I einen Brillantring erhielt. Er schrieb Artikel über das Eisenbahnwesen, über Pflastersteine und Wasserleitungen, betätigte sich aber auch im sozialen Bereich: als ehrenamtlicher Leiter des Evangelischen Krankenhauses und als Vorsitzender des Kirchenkollegiums der evangelisch-augsburgischen Kirche.

Henryk Oskar (1814-1890) – bekannt als „Vater der polnischen Ethnografie“ – war ein Mann vieler Berufe und Leidenschaften: er war Pianist, Komponist, Musikkritiker, Buchhalter und Beamter. Allem voran war er aber Ethnograf und Folklorist. Seine Lebensmission war die Erstellung einer umfassenden und systematischen Dokumentation der Volkskultur der polnischen Gebiete. Sein monumentales Werk mit dem Titel „Das Volk, seine Bräuche, Lebensweise, Sprache, Volkssagen, Sprichwörter, Rituale, Zaubereien, Spiele, Lieder, Musik und Tänze“ ist ein Nachschlagewerk im Bereich der Volkskultur in Form von Monografien über die einzelnen Regionen. Kolbergs Werk wurde erst nach seinem Tod gewürdigt, heute gilt es als nationale Fundgrube bäuerlicher Tradition. Dem Forscher allein gelang es, 33 Bände zu veröffentlichen. Im Rahmen der seit den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts herausgegebenen Reihe „Sämtliche Werke des Oskar Kolberg“ wurden 84 Bände publiziert. Oskar starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen.    

Anton Karl (1815-1882) – der jüngere Bruder von Wilhelm und Oskar – war Maler. Er führte Porträt-, religiöse und Genremalereien aus. U.a. malte er die Heilige Emilia und die Heilige Dreifaltigkeit für den Altar der St.-Johannes-Kathedrale in Warschau, ein Porträt Frederik Chopins, die Deckendekorationen im Hotel Europejski, das Gebäude der Land-Kredit-Gesellschaft und die Kapelle der Kirche in Wilanów.
Christoph Julius und Karolina – ebenfalls ausländischer Abstammung – erzogen ihre Kinder nach polnischer Tradition und in Liebe zum neuen Vaterland. In den kommenden Generationen werden die Kolbergs zu einer typischen, polnischen Familie der Intelligenz, die eng mit Warschau verbunden ist. Unter den Familienmitgliedern finden sich u.a. Ingenieure, Wissenschaftler, Beamte und Unternehmer.

Wilhelm, verheiratet mit Emilia Carolina Gronau (1825-1865), hatte neun Kinder, von denen sechs die Volljährigkeit erreichten. Bronisław Edward (1844-1900) war Ingenieur und arbeitete an der Regulierung der Weichsel. Stanisław Oskar (1845-1876) war Agronom, Juliusz Wilhelm (1858-1885) dagegen war Buchhalter und Beamter bei der Warschau-Wien-Eisenbahn. Jadwiga Karolina (1848-1924) heiratete den Fabrikanten Fryderyk Emil Werner (1839-1918), der eine Chemiefabrik im Bezirk Solec unterhielt, während ihre Schwester Maria Eleonora (1855-1913) sich mit dem berühmten Arzt Roman Jasiński (1854-1898) vermählte. Trotz der so zahlreichen Nachkommenschaft Wilhelms wurde nur ein Enkel geboren, der den Familiennamen Kolberg weitertrug: Roman Bronisław (1891-1919), der im Großpolnischen Aufstand fiel.

Anton war zwei Mal verheiratet. Zuerst mit Eleonora Marconi (1832–1883), der Tochter des berühmten Warschauer Architekten Henryk Marconi. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor: Kazimiera Eleonora (1858–1934), Ehefrau des Warschauer Architekten Władysław Marconi (1848-1915), gebar fünf Kinder (u.a. Bohdan Marconi (1894-1975), weltberühmter Konservator und Professor an der Kunstakademie). Henryk Wilhelm Edward (1861–1935), Bergbau-Ingenieur und talentierter Unternehmer, war Miteigentümer eines Bergwerks im Donezbecken und später Begründer der Fabrik für optische Apparate, „H. Kolberg i Ska” in Warschau. Henryk besaß ein Haus in der Ujazdowskie-Allee 19 und das Landgut Głosków bei Warschau. Mit seiner Frau, Stefania Głębicka (1875-1951), hatte er vier Söhne. Alle diese Söhne kämpften im polnisch-bolschewistischen Krieg, während dessen einer von ihnen, Stanisław Jerzy (1895-1920), bei Sawińce fiel. Dramatisch war das Leben der Familie von Henryk Wilhelm Kolberg im zweiten Weltkrieg. In Auschwitz starben sein jüngster Sohn, der Maler und Filmemacher Henryk Ludwik (1898-1941) sowie Maria Kolberg, geb. Gettlich (1902-1945), die Frau seines ältesten Sohnes Oskar Michał (1894-1962). Der Sohn Oskars und Marias, Krzysztof Władysław Kolberg (1932-1945), war in Auschwitz und Mauthausen interniert und starb kurz nach seiner Befreiung an Erschöpfung. Oskar, der im Stab des Oberbefehlshabers der Polnischen Streitkräfte diente, gelangte nach Großbritannien und blieb im Exil. Im Jahr 1945 schloss sich ihm sein Sohn Tadeusz Oskar (1927-2003) an, der im Warschauer Aufstand gekämpft hatte und Soldat des Zweiten Polnischen Korps gewesen war.
Anton „der Maler“ Kolberg hatte auch mit seiner zweiten Frau, Karolina Gallasch (1841-1900), Kinder. Aus dieser Ehe gingen drei Töchter hervor: Antonina, Julia und Walentyna. Antonina Natalia (1872-1950) war Französischlehrerin und Ehefrau des berühmten jungpolnischen Philosophen, Schriftstellers, Publizisten sowie Theater- und Literaturkritikers Stanisław Brzozowski (1878-1911). Sie leitete in Krakau eine elitäre Montessori-Schule, die von Kindern der örtlichen Oberschicht besucht wurde. Ihre Nichte, Stanisława Szalit-Dębicka (1911-?), Gattin des Danziger Hochschulprofessors Mieczysław Dębicki (1905-1977), schrieb die Geschichte der Familie Kolberg in dem Buch „Im alten Nest“ (1989) nieder.
Bis heute leben Nachfahren des preußischen Beamten Christoph Julius Kolberg, der um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert als Neuankömmling nach Warschau kam, unter dem Familiennamen Kolberg. Sie sind Nachfahren von Henryk Wilhelm und Stefania Głębicka und leben in Kanada und Polen. Monika Kolberg (geb. 1935), Tochter von Henryk Ludwik und Maria Makowska (1904-1937), ist technische Poligrafin und lebt in Warschau. In Poznań lebt Krzysztof Oskar Kolberg (geb. 1952), Sohn von Henryk Stefan (1926-1978) und Zofia Mogilnicka (1924-1993). Er ist mit Hanka Goćwińska verheiratet, mit der er zwei Kinder hat: Julita Henrietta (1995) und Oskar Juliusz (1996).

 

"Dni Kolbergowskie" w Przysusze, Przysucha 1990 r. Od lewej: Stanisława z Szalitów Dębicka, Zofia z Marconich Blizińska,...

 

Monika Kolberg (ur. 1935)

 

Henryk Ludwik Kolberg (1898-1941) z żoną Marią z Makowskich Kolbergową (1904-1937) i córką Moniką (ur. 1935 r.), Warszawa 1936...

 

Maria z Makowskich Kolbergowa (1904-1937), żona Henryka Ludwika Kolberga (1898-1941)

 

Henryk Ludwik Kolberg (1898-1941) malarz i filmowiec

 

Stefan Kolberg (1896-1961)

 

Stefan (1896-1961), Oskar Michał (1894-19..) i Stanisław Jerzy (1895-1920) Kolbergowie, Głosków 1920 r.

 

Oskar Michał (1894-19..) i Henryk Ludwik (1898-1941) Kolbergowie, Głosków 1920 r.

 

Dzieci Henryka Wilhelma Kolberga i Stefanii z Głębickich: Oskar, Stanisław, Henryk i Stefan, Vevey 1907 r.

 

Stefania z Głębickich Kolbergowa (1875-1951), żona Henryka Wilhelma Kolberga (1861-1935)

 

Henryk Wilhelm Kolberg (1861-1935), inżynier i przedsiębiorca

 

Kazimiera Eleonora Kolberg (1858-1934), żona architekta Władysława Marconiego (1848-1915)

 

Eleonora Marconi (1832-1883), pierwsza żona Antoniego Kolberga (1815-1882)

 

Henryk Oskar Kolberg (1814-1890), etnograf i folklorysta

 

Wilhelm Karol Adolf (1807-1877), inżynier

 

Krzysztof Juliusz Henryk Colberg (1776-1831), protoplasta polskiej linii rodu Kolbergów