Rhode
Um 1750 kam der Apotheker Karl Friedrich Rhode zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn aus Pattingen (heutiges Pattensen) im Fürstentum Hannover nach Warschau und wurde königlicher Apotheker Augusts III. Nach zweijähriger Arbeit am Hof eröffnete er eine eigene Apotheke in der Nowomiejska-Straße 169. Sein Sohn Krzysztof Henryk Rhode wurde 1766 zum Apotheker des polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski ernannt.
Beide hatten Ämter in der evangelisch-augsburgischen Gemeinde Warschaus inne. Der Kaufmann Gottlieb Rhode, Sohn von Krzysztof Henryk, heiratete die in Dresden geborene Dorota Clossin. Aus dieser Ehe erwuchsen vier Kinder. Der älteste Sohn Bernard Daniel (1796–1900) wurde Müllermeister und war sowohl am Novemberaufstand 1830/31 als auch am Januaraufstand 1863/64 beteiligt. Er lebte über 100 Jahre und hinterließ zahlreiche Nachkommen. Heute existieren zwei Linien der Familie. Die eine Linie setzte die Müllermeister-Tradition fort, die bereits August Rode (1841–1907) begonnen hatte. Er war mit Emilia Knaake verheiratet und verwendete nach dem polnischen Januaraufstand den Namen Rode-Czerwiński – benannt nach der Kleinstadt Czerwińsk an der Weichsel, wo er eine Zeitlang Unterschlupf gefunden und seine spätere Ehefrau kennengelernt hatte. Sein Enkel Rudolf Rode-Czerwiński (1888–1966) nahm im September 1939 als Hauptmann der Reserve im 36. Infanterieregiment der Akademischen Liga an der Verteidigung Warschaus teil. Während des Warschauer Aufstandes war er unter dem Pseudonym „Leliwa I“ stellvertretender Quartiermeister der 8. Infanteriedivision „Traugutt” der Heimatarmee-Gruppe „Żywiciel“ im Warschauer Stadtteil Żoliborz. Nach dem Krieg arbeitete er als Rundfunkjournalist.
Die zweite Linie bilden die Nachkommen von Daniel Filip Rode (1843–1906), Sohn von Bernard, Müllermeister und Kaufmann, Eigentümer einer Windmühle in Powązki und eines Hauses in der Ogrodowa-Straße, und seiner Ehefrau Julianna Joanna, geb. Pflanz (1841–1914). Ryszard Rode (1918–1992) war zweimal im KZ Majdanek inhaftiert. Nach seiner ersten Gefangennahme wurde er von seinen Schwestern freigekauft, kam jedoch erneut ins Konzentrationslager und konnte flüchten. Nach dem Krieg war er jahrelang Wirtschaftsdirektor der Englischschule der Warschauer Methodistenkirche. Sein Sohn Wojciech Rode (geb. 1947) ist Professor am Institut für Mikrobiologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften.
Derselben Verwandtschaftslinie entstammen der Schriftsteller und Publizist Tadeusz W. Świątek sowie Dr. Ewa Białek, Autorin zahlreicher psychologischer Bücher. Beide sind Enkelkinder von Edward und Helena Rode geb. Liebelt und Kinder von Feliks T. Świątek und der Wirtschaftswissenschaftlerin Eugenia, geb. Rode. Feliks T. Świątek war vor dem Krieg Direktor im polnischen Innenministerium und Delegierter beim Völkerbund in Genf, Soldat der Heimatarmee (Pseudonym „Bonawentura”), Mitglied der Vertretung der Londoner Exilregierung und verbrachte die Jahre 1948–1955 als politischer Häftling im Gefängnis des staatlichen Sicherheitsamtes in der Koszykowa-Straße, später im Gefängnis im Warschauer Stadtteil Mokotów, dann in Wronki und Rawicz. Von der Exilregierung in London wurde Świątek mit dem Kämpferkreuz und dem Goldenen Verdienstkreuz mit Schwertern sowie dem Aufstandskreuz ausgezeichnet. (TWŚ)