Wernic

 

Um 1784 kam der „Meister der Schneiderkunst” Johann Samuel Wernitz (1754–1830) zusammen mit seiner Frau Anna Maria Elisabeth von Berlin nach Warschau. Sie hatten neun Kinder, von denen das älteste, der Sohn Christian (1784–1841), in die Fußstapfen seines Vaters trat und ebenfalls Schneider wurde. Seine Lehre absolvierte er in vielen europäischen Ländern und beschrieb seine Reisen in einem Tagebuch.

 

Sein jüngerer Bruder Wilhelm Johann (1786–1841) war Dreher von Beruf und gründete 1817 in Warschau die größte Werkstatt für Militär-, Theater, Kirchen- und Laienorchesterinstrumente. Nach dem Tod von Wilhelm Johann führte dessen Frau Emilia die Firma weiter, danach ihr Sohn Jan Adolf Wernitz (1830–1903). Die Produkte der Firma wurden auf internationalen Ausstellungen vielfach preisgekrönt. 1889 wurde die Werkstatt von Kruszewski übernommen. 1862 polonisierte Jan Adolf Wernitz die Schreibweise seines Namens zu „Wernic“. Er unterstützte den Januaraufstand 1863/64 und wurde deswegen verhaftet und mit einer Geldstrafe belegt. Als erster wurde Jan Adolfs Bruder Henryk (1829–1905), Pädagoge und Schriftsteller, der Handwerkstradition der Familie „untreu”. Jan Adolfs jüngster Sohn Leon Marek Wernic (1870–1953) war Arzt. Sein Sohn Leon Leszek (1897–1969) engagierte sich von klein auf bei den Pfadfindern und trat 1915 der Polnischen Militärorganisation POW bei. Ab Dezember 1918 kämpfte er in den Reihen der polnischen Legionen in Ostgalizien gegen die Ukrainer; außerdem nahm er 1920 am polnisch-sowjetischen Krieg teil. Er wurde Berufssoldat und kämpfte 1939 bei der Verteidigung Warschaus. Leon Leszek geriet in deutsche Gefangenschaft und kehrte im Februar 1946 nach Polen zurück. Sein Sohn Zbigniew (1925–1944) war während der deutschen Besatzung Soldat beim 7. Infanterieregiment der Heimatarmee „Madagaskar - Garłuch”, wurde im Juni 1944 verhaftet und am 21. Juli 1944 von den Deutschen in den Ruinen des Ghettos erschossen. Der zweite Sohn, der Historiker und Journalist Andrzej Wernic (geb. 1930), überlebte den Krieg und wohnt in Warschau. Er hat zwei Söhne, Cezary und Marek, sowie eine Tochter, Joanna Wernic-Makowska. Leon Mareks zweiter Sohn, der Journalist und Schriftsteller Wiesław Wernic (1906–1986), war Soldat der Heimatarmee und Teilnehmer des Warschauer Aufstandes. Er verfasste u.a. 20 immer noch populäre Jugendbücher über den Wilden Westen, einige wurden ins Deutsche übersetzt und in der DDR herausgegeben. Sein Sohn Dominik sowie die Enkel Robert und Artur leben heute in Kanada. (AW)
 

 

Tagebuch von Christian Wernitz: Titelseite und eine Notiz über die Geburts- und Sterbedaten der Wernitz-Kinder. Sammlung Jerzy Reinstein (JR), der...

 

Tagebuch von Christian Wernitz: Titelseite und eine Notiz über die Geburts- und Sterbedaten der Wernitz-Kinder. Sammlung Jerzy Reinstein (JR), der...

 

Tagebuch von Christian Wernitz: Titelseite und eine Notiz über die Geburts- und Sterbedaten der Wernitz-Kinder. Sammlung Jerzy Reinstein (JR), der...

 

Ein Pass in deutscher und französischer Sprache, erste Hälfte des 19. Jh. JR

 

Ein Pass in deutscher und französischer Sprache, erste Hälfte des 19. Jh. JR

 

Henryk Wernic, Pädagoge, Schriftsteller, Publizist und Übersetzer, Autor zahlreicher pädagogischer Bücher und Übersetzungen aus dem Englischen. AW

 

Leon Marek Wernic. AW

 

Zofia Chodkowska-Wernic (1900–1981), Leons Ehefrau, Dr. med., Kinderärztin; widmete ihr ganzes Berufsleben der Heilung von Kindern, u. a. als...

 

Halina geb. Przedrzymirska. AW

 

Leon Leszek Wernic. AW

 

Kennkarte mit Fotos von Leon Leszek Wernic, der nach der Kapitulation Warschaus im September 1939 ins Offiziersgefangenenlager in Hohenstein in...

 

Zbyszek Wernic. AW

 

Geheimer Unterricht der Stanisław-Kostka-Mittelschule in der Wohnung der Familie Wernic in der Podwale-Straße 4 (1940). Von links: Adam Drzewoski,...

 

In der Wernic-Wohnung fanden auch Schulungen einer geheimen Offiziersschule und konspirative Treffen statt. Auf dem Foto: Zbigniew Wernic und eine...

 

Tagebuchseiten von Zbigniew Wernic („Cezar”), verfasst zwischen Januar und Juni 1944. Dieses Tagebuch hat eine ungewöhnliche Geschichte. In der...

 

Andrzej Wernic, 1943. AW