Werner
Die Familie stammt aus Großpolen, wohin sie vermutlich aus Bayern übergesiedelt war. Den Anfang der Warschauer Linie bildete Samuel Friedrich Werner (1761–1836), geboren in Obersitzko (Obrzycko) an der Warthe. Er war Seifenfabrikant, ließ sich etwa 1791 in Warschau nieder und nahm 1794 am Kościuszko-Aufstand teil. Einer seiner Söhne war Franciszek Ferdynand Werner (1799–1870), Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazie an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie und der Warschauer Hochschule. Er wurde bekannt durch die Ausarbeitung eines Gesetzes über Pharmazeuten und Besitzer von Geschäften für Pharmaziebedarf und Farben, das 1839 verkündet wurde. Dafür erhielt er vom Zaren einen Brillantring und den Adelstitel. Sein Neffe, der Goldschmied August Teodor Werner (1836–1902), erlernte seinen Beruf beim besten Warschauer Goldschmied des 19. Jahrhunderts – Karol Malcz (ebenfalls deutscher Herkunft). Er gründete 1864 zusammen mit Ludwik Norblin eine Firma, die spätere Aktiengesellschaft Metallfabriken „Norblin, Gebrüder Buch und T. Werner AG“. Sie stellte kunstvolles Tafelgeschirr und Halbfertigprodukte aus Buntmetall her und war eine der größten Firmen der Metallbranche im Königreich Polen. Die Fabrikgebäude in der Żelazna-Straße 51/53, die mehrfach erweitert wurden, stehen bis heute. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie teilweise zerstört, jedoch von der Belegschaft wiederaufgebaut und in Betrieb genommen. Die Verstaatlichung setzte dieser Entwicklung ein Ende.
Einer der späteren Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma war Wacław Henryk Werner (1879–1948). Er war Physiker und Professor an der Technischen Hochschule in Warschau sowie Mitarbeiter am Internationalen Institut für Niedrigtemperaturen in Leiden, zudem zeigte er ein starkes gesellschaftliches Engagement. Seine zweite Ehefrau war Jadwiga Werner (geb. Zalewska), Doktorin der Biologie und Autorin populärwissenschaftlicher Bücher. Während der Besatzungszeit nahmen sie im Warschauer Vorort Brwinów viele Flüchtlinge aus der Hauptstadt auf und versteckten sie. Die Nachfahren von August Teodor Werner riefen 2006 den Verein „Unser Norblin“ ins Leben. Die Geschicke eines Teils der Familie sind immer noch eng mit Warschau verbunden: Stanisław Werner und seine Familie sowie Dr. Helena Więckowska (geb. Werner) und der Ingenieur Witold Werner leben hier. Stanisław Werner, Maschinenbauingenieur und Autor populärwissenschaftlicher Bücher, ist wahrscheinlich der letzte noch lebende Eigentümer der Firma „Norblin, Gebrüder Buch und T. Werner.“ (KW)