Gustaw Dreszer-Orlicz

 

(1889-1936), Unabhängigkeitskämpfer, General, Armeeinspektor und erster Inspektor der Luftabwehr.
Er wurde am 2. Oktober 1889 in Jadowo im Kreis Radzymin geboren. Sein Vater Jan August war Anwalt, seine Mutter Emilia entstammte der Familie Rusch. Die Familie war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland ins Königreich Polen gekommen und hatte sich schnell polonisiert. Der junge Gustaw erhielt eine solide, patriotische Erziehung und engagierte sich schon in seiner Jugend in der Unabhängigkeitsbewegung. Im Gymnasium in Tschenstochau gehörte er mit seinen Brüdern dem Verband der Polnischen Jugend an und wurde einer der Anführer. Als Schüler der 8. Klasse wurde er von den russischen Behörden verhaftet, konnte das Abitur aber ablegen. Ab 1908 studierte er Jura an der Universität Lemberg, anschließend wechselte an die Handelsfakultät der Universität Liege, wo er dem Vorstand der Vereinigung der Polnischen Jugend angehörte. 1914 schloss er sein Studium an der Exportakademie in Le Havre ab. In der Zwischenzeit absolvierte er den zweijährigen Militärpflichtdienst im 14. Mitawski-Husarenregiment. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär engagierte er sich in paramilitärischen Unabhängigkeitsorganisationen (Ritterorden, Verband Polnische Armee, Verband für Aktiven Kampf, Mannschaft Sokoła). 1914 wurde er zum Militärdienst einberufen, desertierte jedoch bald und trat den Legionen Józef Piłsudskis bei (Einheit Belina-Prażmowski). 1915 wurde er zum Rittmeister befördert. Wie viele andere polnische Soldaten legte er 1917 den erneuten Schwur auf Wilhelm II. nicht ab (sog. Schwurkrise) und wurde in Szczypiorno bei Kalisz interniert. Er wurde nach Havelberg deportiert (wo er seinen Vater traf, der ebenfalls interniert war), anschließend nach Rastatt und Verl. Nach der Entlassung 1918 wurde er im Range eines Majors Befehlshaber des Bezirks Chełm bei Lublin, wo er das 1. Chevauleger-Regiment aufbaute. 1920 wurde er Oberst. Im polnisch-sowjetischen Krieg nahm er an der Wilna-Offensive, an Kämpfen in Polesien sowie bei Berestetschko und Brody in der heutigen Ukraine (gegen die berittene Armee Budjonnys) teil. Er erhielt die höchsten Verdienstauszeichnungen. Im unabhängigen Polen konzentrierte er sich auf die Organisation und Ausbildung des Militärs. 1923 wurde er zum Brigadegeneral ernannt und nach dem Mai-Umsturz 1926, bei dem er aufseiten von Piłsudski stand, zum Divisionsgeneral und Armeeinspektor (1930) befördert. Im selben Jahr wurde er Hauptvorstandes der Meeres- und Kolonialliga und 1936 erster Inspektor der Staatlichen Luftabwehr. Er kam am 16. Juli 1936 bei einer Flugzeugkatastrophe bei Orłowo in der Nähe von Gdingen ums Leben.

[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny von Stefan Pomarański]