Johann Jakob Scheidenmantel

 

(1734-1777), lutherischer Geistlicher, erster Pastor der evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Warschau.
Er wurde in Erfurt in Thüringen geboren. Seine Eltern waren Volkmar Gottfried und Maria Sibylle Scheidenmantel, geb. Stengel. 1760 zog er nach Wieliczka bei Krakau, von dort aus wurde er zur Gemeinde in Prelipcze bei Zaleszczyki (heute Ukraine) berufen. 1762 bereiste er Westeuropa, um Geld für seine Gemeinde zu sammeln. 1766 wurde er Prediger des dänischen Regierungsvertreters in Warschau Armand Mestral de Saint-Saphorin. Den ersten offiziellen evangelischen Gottesdienst hielt er am 21. Juni 1767. Zwei Jahre später versuchte er, die Warschauer Gemeinde der Jurisdiktion des dänischen Gesandten unterzuordnen, was faktisch eine Abhängigkeit vom russischen Botschafter bedeutet hätte. Der Vorschlag wurde von Piotr Tepper und Michael Gröll vereitelt, führte jedoch zu einem längjährigen Konflikt innerhalb der Warschauer Lutheraner. Bis 1775 war Scheidenmantel Pastor bei der dänischen Gesandtschaft, in Wirklichkeit nahm er jedoch die Pflichten eines Seelsorgers der Warschauer evangelisch-augsburgischen Gemeinde wahr. Er erhielt die Genehmigung und Förderung für die Eröffnung einer Gemeindeschule. 1776 trat er als Berater der evangelischen Warschauer Lehrer im Konflikt mit der Kommission für Nationale Bildung auf. Er verstarb plötzlich am 6. Februar 1777 in Warschau und wurde auf dem evangelischen Friedhof in Leszno beigesetzt (1821 wurden seine sterblichen Überreste auf den Wolski-Friedhof umgebettet).

[Quelle: Biogramm im Polski Słownik Biograficzny von Wojciech Kriegseisen]