Ulrich
Die Familie Ulrich stammt aus Pförten (heutiges Brody) in der Niederlausitz. Johann Gottlieb Ulrich (1775–1844) wurde von seinem Onkel Johann Christian Mencke, dem Gärtner des Königlich Sächsischen Gartens, nach Warschau geholt. 1805 gründete er auf einem Grundstück in der Ceglana-Straße den ersten Gartenhandel in Polen. Nach ihm führte Krystian Ulrich (1809–1881), der im In- und Ausland Erfahrungen im Gärtnerberuf gesammelt hatte, den Betrieb weiter. Sein Bruder Leon machte sich als Shakespeare-Übersetzer einen Namen. Der letzte Vertreter dieser Familie berühmter Gärtner war Gustaw Ulrich (1854–1913), der den Gartenbetrieb unter dem Namen „C. Ulrich” 1881 übernahm. 1877 wurden die Gärten durch den Ankauf von Ländereien im Dorf Górce bei Warschau vergrößert, wo auf einem ausgedehnten Gelände neue Baumschulen und Gewächshäuser entstanden. 1868 wurde der erste Blumenladen der Firma im Gebäude des Großen Theaters eröffnet und mit der Zeit kamen zwei weitere Geschäfte in der Sienkiewicz-Straße und in der Mirów-Markthalle hinzu. Nach dem Tod von Gustaw Ulrich wurden die Gärten von dessen Schwiegersohn, dem Gartenbauingenieur Artur Machlejd (seine Familie war schottischer Herkunft) geleitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Machlejd die ehemaligen Gärten in der Górczewska-Straße in Górce wieder auf, um sie weiter zu bewirtschaften. Sie wurden jedoch verstaatlicht und auf dem Gelände entstand eine Zuchtstation für Gartenpflanzen der Polnischen Akademie der Wissenschaften. In den 1990er Jahren erhielten die Familienerben den Besitz zurück und verkauften das Gelände an das französische Handelsunternehmen Auchan, das hier das Einkaufszentrum „Wola Park“ errichtete. Die historischen Objekte, deren Geschichte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht, blieben erhalten, darunter das sogenannte Palais, d.h. die Villa von Gustaw Ulrich, ferner einige Gewächshäuser und das hölzerne Gärtnerhaus. Auf dem Platz vor dem Eingang wurde eine Büste von Krystian Ulrich, dem zweiten Vertreter der Gärtnerdynastie, aufgestellt (das Original befindet sich im Museum Warszawa-Wola). (TWŚ)
